Profifussball in Merchweiler?
Bis zur Gründung der Bundesliga in der Saison 1963/64 wurde in 5 regionalen Oberligen als damals höchste Deutsche Liga gespielt. Da für 1951 die Rückkehr der Saarländischen Vereine (das Saarland war nicht Teil der Bundesrepublik Deutschland) in den Deutschen Liga-Spielbetrieb vereinbart wurde, galten der 1. FC Saarbrücken und Borussia Neunkirchen mit ihrem Profikader für die kommende Saison in der Oberliga als gesetzt. Als 3. Saar-Verein konnte der Saarländische Qualifikant zur Oberliga aufsteigen – der SV Merchweiler !
Es gibt in Merchweiler verschiedene Meinungen darüber, ob es die „beste Mannschaft“ der Preußen war. Ganz bestimmt hat sie sportlich den weitesten Schritt aller bisherigen Teams getan. Als Vertreter des Saarlands stand sie 1951 in den Aufstiegsspielen zur Oberliga.
1951 – Auf dem Haldy wurde guter und erfolgreicher Fußball geboten, 1.000 Zuschauer und mehr bei den Punktpielen waren normal, keine Seltenheit. Der FCS und Borussia Neunkirchen tingelten mit ihren Profis durch Europa und nahmen am „Internationalen Saarlandpokal“, dem Vorläufer des Europa-Pokals, teil. Beide Vereine stellten jeweils eine 2. Mannschaft für die Landesliga (Ehrenliga Saarland). Trainer der Preußen war Reinhold Schank, ein ehemaliger Vertragsspieler der Borussia.
Bis zum 18. Spieltag am 11.02.1951 waren die Preußen mit 27:7 Punkten der klare Titelfavorit. An diesem Sonntag entschied der FCS mit einem deutlichen 1:5 die Meisterschaft auf dem Haldy. Beim Hinspiel in Saarbrücken trennten sich beide Mannschaften noch 1:1
Die Niederlage gegen den FCS brachte die Preußen aus dem Tritt, denn in den restlichen 9 Spielen konnten nicht mehr als 6 Punkte erzielt werden (5 Niederlagen, 2 Unentschieden, 2 Siege). Fast wurde alles verspielt.
Am letzten Spieltag (29.04.1951) verlor überraschend Hauptkonkurrent SV St. Ingbert mit 1:0 gegen den als Absteiger feststehenden SC Altenkessel. Die Preußen mussten bis zur 82. Minute im Heimspiel gegen Dudweiler zittern, bis Herbert Dorn in seinem letzten Spiel für die Preußen den wichtigen 1:1 Ausgleich erzielte. Herbert Dorn wechselte nach diesem Spiel nach Quierschied.
SV Merchweiler – Dudweiler 1:1 (0:1)
Preußen: Edgar Busse; Fritz Koch, Günther Kleer, Heinz Hammer, Kurt Platte, Erich Zenner, Alfred Pfeiffer, Reinhold Schank, Hermann Scherer, Herbert Dorn, Benno Koch
Dudweiler: Schweig, Weishaar, Koch, Wagner, Moschel, Crauser, Bücher, Bick, Deutsch, Rudig, Fritz
Tore: 0:1 Rudig (35.), 1:1 Dorn (82.)
Schiedsrichter: Flechsenhaar (Ludwigshafen) – Zuschauer: 800
Verein | Sp. | Tore | Punkte | |
1. | 1. FC Saarbrücken II | 26 | 83:38 | 39:13 |
2. | Preußen Merchweiler | 26 | 55:41 | 33:19 |
3. | SV St. Ingbert (N) | 26 | 58:45 | 33:19 |
4. | SuSG Völklingen | 26 | 45:40 | 30:22 |
5. | Viktoria Hühnerfeld (N) | 26 | 55:47 | 29:23 |
6. | SV Saar 05 Saarbrücken | 26 | 62:52 | 28:24 |
7. | SV Homburg | 26 | 39:39 | 27:25 |
8. | ASC Dudweiler | 26 | 64:47 | 26:26 |
9. | VfB Neunkirchen II | 26 | 50:39 | 26:26 |
10. | SF 05 Saarbrücken (M) | 26 | 49:50 | 26:26 |
11. | SV Mittelbexbach | 26 | 47:47 | 25:27 |
12. | SC Altenkessel (N) | 26 | 37:60 | 17:35 |
13. | FC Ensdorf | 26 | 33:82 | 13:39 |
14. | SC Friedrichsthal | 26 | 37:87 | 12:40 |
Damit war der FCS II Meister der Landesliga, aber nicht aufstiegsberechtigt. Um den 2. Tabellenplatz, der zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur Oberliga berechtigte, wurde zwischen den nun punktgleichen Merchweiler und St. Ingbert ein Entscheidungsspiel notwendig.
Am 10. Mai 1951 wurde die Partie in Dudweiler vor 2.000 Zuschauern ausgetragen. Die Preußen, erstmals ohne Herbert Dorn, wurden von Spielertrainer Reinhold Schank zum Sieg 4:2 geführt. Die Aufstiegsspiele konnten nun beginnen.
SV St. Ingbert – SV Merchweiler 2:4 (1:2)
SV St. Ingbert: Schömann, ———, ——–, Flieger, Kaiser, Becker, Harzheim, Metz, Klemmer, Wagner, Wachs
Preußen Merchweiler: Edgar Busse; Reinhold Schank, Kurt Platte, Günther Kleer – Fritz Koch, Heinz Hammer, Erich Zenner, Ernst Mauer, Hermann Scherer, Alfred Pfeifer, Benno Koch
Tore: 0:1 Benno Koch (18.), 1:1 Klemmer (22.), 1:2 Alfred Pfeifer (42.), 1:3 Hermann Scherer (65.), 2:3 Wagner (70.), 2:4 Hermann Scherer (84.)
Schiedsrichter: Dinger – Zuschauer: 2.000
Aufstiegsrunde zur Oberliga
Die Aufstiegsrunde wurde in 2 Gruppen gespielt:
Gruppe I:
– SG Pirmasens
– SV Merchweiler
– VfR Frankenthal
– ASV Hochfeld
Gruppe II:
– SC Bad Neuenahr
– SG Weisenau
– TuS Konz
– Spfr. Herdorf
Gespielt wurde eine vollständige Runde (Hin- und Rückspiel) innerhalb der Gruppen. Die beiden Gruppenersten spielten über Kreuz die Finale, von denen die jeweiligen Sieger in die Oberliga aufstiegen.
Für die Preußen begann das Aufstiegsrennen an Pfingsten mit einem Testspiel beim damaligen Kreisliga-Verein FV Eppelborn. Die Generalprobe am 15. Mai 1951 ging mit 1:0 (Schirra) verloren.
Am Donnerstag den 24. Mai 1951 (Frohnleichnahm) fand in Merchweiler das erste Aufstiegsspiel statt. Der Gegner war der ASV Hochfeld, und die Preußen gewannen den Auftakt mit 1:0 (Benno Koch, 41.).
Die nächste Aufgabe war am Sonntag den 27. Mai 1951 das Auswärtsspiel in Pirmasens. Vor 3.500 Zuschauern gingen die Preußen in der 3. Minute in Führung, verloren die Partie am Ende mit 5:1.“Zu hoch“, wie die SZ den Preußen nach gutem Spiel bescheinigte.
Nun wartete Frankenthal. Am Sonntag den 03. Juni 1951 gab es für die Preußen nichts zu holen und mit einer deutlichen Niederlage im Gepäck trat man die Heimreise an.
Das erste Rückspiel, aber eigentlich schien die Sache fast gelaufen. Am Mittwoch den 06. Juni 1951 kam die SG Pirmasens auf den Haldy und wurde deutlich mit 3:0 nach Hause geschickt. 1:0 Hermann Scherer (12.), 2:0 Benno Koch (50.), 3:0 Eigentor (70.) – Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Die letzte Chance auf einen der beiden Finalplätze war dann das Heimspiel gegen Frankenthal am Sonntag den 10. Juni 1951. Der Gast ging in der 25. Minute in Führung, Alfred Pfeifer glich zum 1:1 noch vor der Halbzeit aus (40.). In der 60. Minute unterbrach Schiedsrichter Ditsch (Kaiserslautern) wegen eines Platzregens die Begegnung für 15 Minuten. Dann ging es sehr schnell. Die meisten Zuschauer waren wegen des Regens gegangen, als eine Minute nach Wiederanpfiff Frankenthal den 1:2 Siegtreffer markierte. Aus – Traum vorbei.
Jetzt mussten die Preußen im letzten Spiel der Runde um die „goldene Ananas“ am Mittwoch den 13. Juni 1951 beim ASV Hochfeld noch einmal ran. Vielversprechend der Anfang am Mundenheimer Bahnhof, wobei der Zustand Spielfeldes ein Fußballspielen laut SZ eigentlich nicht zuließ. Zur Pause führten die Preußen mit 1:2 (Hermann Scherer, Ernst Mauer). Den Führungstreffer für Hochfeld setzte Mohr. Schiedsrichter Oswald pfiff zur zweiten Halbzeit, und in 20 Minuten erzielte Hochfeld 4 Treffer. Zudem musste Hermann Scherer nach 10 Minuten mit Nasenbeinbruch vom Platz und die Mannschaft spielte mit 10 Mann weiter.
Zusammenfassung:
Do 24. Mai 1951 Merchweiler – Hochfeld 1:0
So 27. Mai 1951 Pirmasens – Merchweiler 5:1
So 03. Juni 1951 Frankenthal – Merchweiler 4:1
Mi 06. Juni 1951 Merchweiler – Pirmasens 3:0
So 10. Juni 1951 Merchweiler – Frankenthal 1:2
Mi 13. Juni 1951 Hochfeld – Merchweiler 5:2
Soweit der sportliche Ablauf. Die Preußen haben versucht, sich sportlich für die Elite-Liga zu qualifizieren. Ein Aufstieg in die 2. Liga war für den Vertreter des Saarlandes (vermutlich politisch) nicht vorgesehen. Hier legen wir noch einen Artikel aus dem Kicker Sportmagazin vom 20. Juni 1951 vor. Es darf sich jeder seinen Reim darauf machen.
Die Preußen blieben also in der nun bezeichneten 1. Amateurliga – für die nächsten 15 Jahre – und es sollte auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man dicht an der Meisterschaft und dem Aufstieg scheiterte.
Die übrigen Mannschaften der Relegationsrunde (Bad Neuenahr, Herdorf, Konz, Pirmasens und Hochfeld – heute Ludwigshafener Sport-Club) stiegen auf in die 2. Liga, der VfR Frankenthal hatte sich mit Weisenau am Ende für die Oberliga qualifiziert.
Die Belastung und die Erfahrungen der Aufstiegsrunde, bei der ja nicht viel zum Erfolg gefehlt hatte, führten in der darauffolgenden Saison fast zum Abstieg, der nur knapp vermieden werden konnte. In dieser Saison qualifizierten sich der SC Altenkessel (4.) und Viktoria Hühnerfeld (3.) für die 2. Liga. Saar 05 (Vizemeister) und die Sportfreunde Saarbrücken (Meister) durften die 2. Liga überspringen und stiegen direkt in die Oberliga auf.